Frauen reden nicht mehr als Männer
geschrieben am 13. Oktober 2007
Amerikanische Studie widerlegt Mythos von weiblichen Quasselstrippen
Entgegen aller Klischees reden Frauen nicht mehr als Männer. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Wissenschaftler, die auf unauffällige Weise das natürliche Redeverhalten von knapp vierhundert Studenten untersucht haben. Sowohl Männer als auch Frauen benutzen im Durchschnitt etwa 16.000 Wörter am Tag.
Bislang galt das Klischee von redseligen Frauen und wortkargen Männern selbst in der Wissenschaft als erwiesen. So geisterten jahrelang Ergebnisse durch die Medien, wonach eine Frau etwa 20.000, ein Mann aber nur 7.000 Wörter pro Tag spricht. Diese beruhen auf einer 15 Jahre alten Untersuchung. „Tatsächlich gab es bislang keine Studie, die systematisch und über längere Zeiträume die natürlichen Gespräche von großen Personengruppen erfasst hat“, erklärt James Pennebaker. Der Psychologe von der Universität Texas ist einer der Co-Autoren der nun veröffentlichten Ergebnisse.
Zwischen zwei und zehn Tage lang trugen die Studenten aus Texas und Mexiko ein spezielles Tonbandgerät mit sich herum. Anders als in bisherigen Studien ließ sich dieser digitale Stimmen-Rekorder nicht willkürlich ein- oder ausschalten. Vielmehr nahm das elektronisch aktivierbare Aufnahmegerät alle 12,5 Minuten für dreißig Sekunden die Geräusche seiner Umgebung automatisch auf. So konnten die Teilnehmer weder beeinflussen noch wissen, wann sie gerade abgehört wurden.
Hochgerechnet auf einen 17-Stunden-Tag, nahmen die Frauen durchschnittlich 16.215 Wörter, die Männer 15.669 Wörter in den Mund. Der geringe Unterschied zwischen den Geschlechtern war dabei nicht signifikant. Die Autoren gehen davon aus, dass die Ergebnisse nicht nur für Universitätsstudenten gelten, sondern sich auch auf andere Bevölkerungsschichten übertragen lassen. Denn wenn es tatsächlich biologisch bedingte Unterschiede im Redeverhalten geben würde, müssten diese bei jeder Bevölkerungsgruppe nachweisbar sein.
Matthias R. Mehl (University of Arizona) et al.: Science (Bd. 317, S. 82)